Caro
Thomas
April 03, 2020
8 min read
Steiler Sandstein in der 'Red'
Auf unserem Weg zurück an den Atlantik schauen wir im bekanntesten Klettergebiet der östlichen USA vorbei: der Red River Gorge
Kentucky (USA) im Dezember 2019
Wir sind (mal wieder) im BESTEN und BELIEBTESTEN Klettergebiet der USA - Die Red River Gorge liegt in Kentucky und wird auch als The Red bezeichnet. Auf unserem Weg an die Ostküste freuen wir uns nach vielen, vielen Meilen auf dem Highway über Bewegung an der frischen Luft. Und wir haben endlich wieder Glück mit den Wetter - die Sonne scheint und so können wir bei um die 10 Grad und besten Bedingungen doch noch ein paar Sportkletterrouten im Sandstein auschecken. :)
Das Gebiet - Red River Gorge#
Also rot ist dieser Fluss ja nicht, aber wunderschön ist es wirklich! Das kleine Stück Natur erinnert uns an die heimische Pfalz. Auch hier tauchen immer wieder Sandsteinblöcke aus dem Nichts im Wald auf.
Mal wieder heißt es in den Guidebooks - hiervon gibt es eine ganze Menge für das Gebiet - und auch auf Mountainproject, dass man für Klassiker anstehen muss, um diese zu klettern. Auch die Locals, die wir treffen, berichten von überfüllten Parkplätzen und Massenabfertigung vor allem an Wochenenden. Wir sind an einem Mittwoch + Donnerstag da und treffen nur ein paar Leute an. Die Saison ist Anfang Dezember schon so gut wie vorbei.
Ganz traurig sind wir, als wir erfahren, dass die beliebte Climber's Pizzaria Miguel's seit ein paar Tagen geschlossen hat und nur noch an den Wochenenden leckere Pizza bäckt. Auch am dortigen Campingsplatz werden die Schotten schon dicht gemacht. In der Hochsaison soll dieser stets komplett ausgebucht sein.
So sparen wir uns die 10$ für die Übernachtung und auch die Dusche, denn es ist schon spät und auch ganz schön kalt draußen. Wir stehen für eine Nacht am Rastplatz zwischen nördlicher und südlicher Gorge. Für die zweite Nacht fahren wir in den nördlichen Teil, wo über Nacht auf den Parkplätzen gecampt werden darf - Wichtig: Overnight-Permit an der Tankstelle holen für 3$/Night, sonst gibt's ein Ticket und die Nacht wird teuer!
Wie schon erwähnt, besteht die The Red aus einem südlichen und einem nördlichen Teil. Im südlichen Teil reihen sich unter anderem die Sektoren "The Motherlode", "Bob Marley" und "Drive-By" aneinander und bieten das lokale Epicenter der schweren Kletterei. Der nördliche Teil ist aber nicht weniger beliebt, denn auch hier sind zahlreiche Sandsteinfelsen beheimatet, an denen auch für Normalsterbliche einiges zu holen ist.
Bereits in den 70er und 80er Jahren wurde in der Gegend des Red Rivers viel geklettert, doch der eigentliche Boom startete Anfang der 90er. Dann wurde damit begonnen auch die mächtigen Überhänge einzurichten, die zuvor noch als "impossible" galten. Die Beliebtheit hat bis heute Bestand und Kletterbegeisterte aus aller Welt strömen in das Gebiet.
Drive By in der südlichen Gorge#
Wir fahren am ersten Tag in den südlichen Teil der Gorge und wollen uns selbst ein Bild davon machen, ob die steilen Touren nicht nur auf den Fotos so beeindruckend aussehen. Die Lust auf's Klettern in der Red haben zuletzt Poster in der Boulderhalle Climb Nulu in Louisville (KY) nochmal gestärkt. Neben all den mächtigen Überhängen, soll auch in der südlichen Gorge was für uns dabei sein.
Der Sektor Drive By hat einige top-bewertete Routen in unserem Schwierigkeitsbereich zu bieten und so stehen wir schon bald unter der ersten steilen Sandsteinwand.
Nach zwei Warmup-Routen steht gleich einer der Klassiker auf dem Programm: Breakfast Burrito (5.10d) wird sowohl vom Kletterführer als auch von ein paar Locals angepriesen und wir stimmen zu. Der noch recht leichte Start führt an guten Löchern hoch an eine recht ausgesetzten Kante. Und die ist mal richtig exposed: Zunächst weißt du garnicht so recht wo es lang gehen soll und auf einmal hängst du schon in der Luft! Zum Glück vermitteln die doch recht guten Griffe eine gewisse Sicherheit, denn auch die Hakenabstände gehen hier etwas weiter auseinander. Stürzen wäre bei der Steilheit wohl kein Problem, doch fühlt es sich nicht gerade danach an. Wow, super Tour mit einem gewissen Nervenkitzel. Wir sind definitv warm!
Nicht ganz so gehyped vom Guidebook ist die Tour Whip-Stocking (5.11a). Zwei anwesende Locals beschreiben die Tour als eine der besten five-eleven's in der Red. Da können wir natürlich nicht "nein" sagen. Die leicht geneigte Tour streckt sich 25 Meter in die Höhe und bietet auf voller Länge wunderschöne Kletterei. Es gibt keine definierte Schlüsselstelle - Durchhalten ist hier angesagt.
Den Warmup-Part haben wohl auch weitere Kletterer im rechten Wandteil hinter sich gebracht. Immer wieder ertönt der ein oder andere Schrei durch die Bäume hindurch. Wir lassen die Blicke staunend rüber schweifen zum super steilen Wandteil weiter rechts und können uns gut vorstellen, warum hier auch die Klettereilite gerne herkommt.
Unsere schwerste Route soll für heute Check Your Grip (5.12a) sein, die ebenfalls eher auf Ausdauer setzt, als auf einzelne schwere Züge. Davon haben wir natürlich die letzten Wochen nicht ganz so viel abbekommen und entsprenchend muss der Thomas sich nach oben kämpfen. Zum Glück gibt es immer wieder ganz gute Ruhepositionen und so gelingt der Durchstieg doch im ersten Versuch.
Die Routen haben natürlich ganz schön Kraft gekostet und die Tage im Dezember sind auch nicht mehr die Längsten. Wir packen zusammen und freuen uns noch über eine Mitfahrgelegenheit der beiden Locals. Der Weg zum Sektor kann nämlich fast komplett mit dem Auto erfolgen, doch sollte es hier schon ein besonders Geländegängiges sein. Wir wollten das unserem Bus nicht zumuten (zum Glück), denn selbst der Jeep der Beiden hatte es schon nicht leicht. Zu Fuß waren es vielleicht ~15min, also schont eure Auto und wählt den Zustieg zu Fuß! 😉
Left Flank in der nördlichen Gorge#
Wir sind am Abend noch zum Parkplatz im nördlichen Teil gefahren und haben dort übernachtet. Wie schon erwähnt, benötigt man hier für ein Permit. Dafür ist der Weg zu den Felsen nicht weit und führt uns durch einen idyllischen Wald zum Fels. Auch an diesem Tag müssen wir etwas auf die Sonne warten und so wird das Frühstück am Wandfuß verzehrt, während wir den ersten Kletterern beim Aufwärmen zuschauen.
Der gestrige Tag steckt uns noch etwas in den Knochen und so wollen wir uns heute "nur" ein paar Klassiker anschauen. Der Erste ist die Tour To Defy The Laws Of Tradition (5.10a) und so langsam kommt auch die Sonne herrein. Bald haben auch wir die Klettergurte an und bestaunen die rot (Fels) - weiße (Chalk) löchrige Linie. Die ersten Meter bringen direkt die Schlüsselstelle mit sich, denn offenbar versuchen hier alle dem Fels etwas Reibung von den wenigen Tritten abzuverlangen. Danach wird es besser und richtig coole Löcher führen bis hoch zum Umlenker. Die Tour ist also wirklich ein Must-Climb hier!
Der nächste Klassiker befindet sich gleich rechts daneben und legt direkt zwei amerikanische Schwierigkeitsgrade oben drauf. Too Many Puppies (5.12a) nennt sich die Tour und soll zudem nicht gerade einfach sein.
Bereits gestern sind uns die vielen Leute mit ihren Clipsticks aufgefallen. So heißen diese langen Stäbe, die dafür benutzt werden, den (oder die) ersten Haken von unten einzuhängen. Von Zuhause sind wir meist höhere "erste Haken" aus der Fränkischen oder der Pfalz gewohnt und "verhöhnen" den Trend per se in allen Routen "vorzuklippen". Doch bei dieser Tour greifen auch wir zum Hilfsmittel und genehmigen uns die Ausnahme: Sicherheit vor Tradition. Wenn dann natürlich noch auf old-school Art mit einem langem Ast, anstatt mit einem dieser modernen Teleskopstecken. 😁
Der erste Haken sitzt tatsächlich richtig hoch und ein paar schwere Boulderzüge erwarten den Thomas unter diesem. Danach wird es etwas leichter, bevor es im steilen Part wieder richtig kräftig + kleingriffig wird. Der Thomas benötigt einige Versuche bis die Züge endlich klappen, doch bald ist schon klar, dass das mit dem Durchstieg hier heute wohl nix wird.
Wir sind ziemlich müde und versuchen noch eine weitere der "leichten" Touren im rechten Teil. Henry (5.11b) ist der ziemliche Gegensatz zu den bisherigen Routen, denn es geht an einer senkrechten, fast liegenden Wand nach oben. Das Ganze natürlich nur an kleinsten Leisten, die zudem noch recht weit auseinander liegen. Dennoch eine lohnende Tour für alle, die etwas Abwechslung von der steilen "Red-Kletterei" suchen.
Die Übersicht und Zusammenfassung unserer 2 Tage in der Red River Gorge gibt's wie gehabt auf der zugehörigen Gebieteseite!
Fazit#
Ein wahnsinnig schönes, abwechlungsreiches und natürliches Klettergebiet ist diese "Red". Leider hatten wir nur zwei Tage Zeit, doch wären gern noch länger geblieben, um natürlich auch die sagenumwogene Pizza zu probieren! Hoffentlich können wir eines Tage wiederkommen! :)