Boulder (Colorado)
Wenn es eine Kletter-Hauptstadt in den USA gibt, dann ist es wohl Boulder in Colorado. Tausende Kletterrouten gibt es hier direkt vor der Haustür und auch hohe Wände warten im nicht weit entfernten Rocky Mountain National Park. Wir waren im Oktober da und so war es für die hohen Berge leider bereits etwas zu kalt. Rund um die Boulder waren die Temperaturen allerdings perfekt und wir konnten die beiden Canyons vor den Toren der Stadt besuchen.
Viele Infos zur City + zum Klettern haben wir im guten Onlineguide von climbing.com gefunden. Unsere Einrdücke, Empfehlungen und Tourenberichte sowie ein paar mehr Kletterbilder gibt's im Boulder-Blogartikel.
Boulder Canyon#
Das Granitgebiet beginnt ca. 15min westlich von Boulder und füllt schon alleine mit seinen +1000 Touren mehrere Kletterführer. Wir haben uns ein paar Tipps von den Locals geholt und folgende Sektoren besucht:
Lower Dream Canyon - Plotinus Wall#
Unser erster Besuch im Canyon und direkt eine Vielzahl an schönen Granittouren. Geparkt wird am "Canyon Falls" Parkplatz, wo die Wege zu den einzelnen Sektoren führen. Die Plotinus Wall ist ein breiter Felsriegel, an dem für alle was dabei sein sollte.
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Golden Slumber | 27m | 5.10d | *** | Gleich mehrere knifflige Stellen warten hier und auch ein paar Friends sollten mitgenommen werden. |
Sleepless in Boulder | 27m | 5.11b | *** | Die kräftigen Züge warten im unteren Teil, wo nicht zuviel Zeit vergeudet werden sollte. |
The Scientist | 20m | 5.11a/b | **** | Laut Topo, die schönste Platte im Canyon... Vielmehr geht es an kleinen Leisten nach oben und ein Lila-Friend sollte mit. Geniale Tour! |
Castle Rock#
...DAS Trad-Gebiet im Boulder Canyon. Der riesige Felsblock ist ca. 100m hoch und es kann fast aus dem Auto heraus gesichert werden. Hier stehen Risse an der Tagesordnung und auch die Bewertungen fallen meist nicht gerade "soft" aus.
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Curving Crack | 20m | 5.9+ | *** | Schöner Einstieg in die Risstouren hier. |
Comeback Crack | 20m | 5.10b | *** | Der Anfang hat es richtig in sich und abgesichert werden kann auch erstmal nichts. Dann leichter. |
Country Club Crack | 55m (2p) | 5.11c, 5.11a | *** | War einst das Testpiece im Canyon und verlangt auch heute noch einiges von einem ab. Die 5.11c Stelle kommt gleich am Anfang und ist sehr technisch, dafür mit Bohrhaken abgesichert. Weiter geht es in guten Rissen zum ersten Umlenker. Von diesem erst noch leicht nach oben, bis der Riss immer runder und anstrengender wird. Die Kraft und Nerven haben dann kurz unter dem Dach nicht mehr mitgespielt. Die Schlüsselstelle der zweiten Länge soll erst noch danach kommen. Daher Rückzug und von oben abgebaut. Tour kann mit einem 80m Seil als eine SL geklettert werden. Klassiker! - Bewertung nicht ohne! |
Animal World Rock#
Die "Creme de la Creme", wie es ein Local ausgedrückt hat. Hier sind wir unsere schönsten Sport-Routen im Canyon geklettert. Ein Besuch sollte Pflicht sein!
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Animation | 30m | 5.8+ | *** | Gehört zu den schönsten Touren in dem Grad. Super Warmup. |
Unfimiliar Strangers | 25m | 5.9+ | *** | Ebenfalls schön. Etwas schwerer im unteren Teil. |
Joint Venture | 28m | 5.11a | *** | An schönen Leisten geht es zum Umlenker. Von dort gibt es eine 12b (links) und 11a (rechts) Variante. Die Rechtsvariante kann empfohlen werden! |
Free Willie | 21m | 5.11a | **** | Super Tour mit fulminanten Ende: Der Free Willie Move oder doch der Mentle? |
Days of Future Passed | 21m | 5.12a | **** | Leichter Start, schwere Einzelstelle, ausdauerndes Finish. Super! |
Weitere Sektoren die uns im Boulder Canyon empfohlen wurden sind Upper Dream Canyon und Avalon.
Eldorado Canyon#
Der Name mag schon einiges vermuten lassen... Der Eldorado ist nicht so langgezogen, wie der Boulder Canyon und auch keine Autostraße führt hier durch. Das fürt zu einer super Kletterkulisse, die durch den Statepark geschützt wird. Demnach wird hier ein 9$ Day-Pass pro Auto fällig, die sich aber lohnen! Wir haben leider nur einen Tag im Canyon verbracht, doch dieser hat dessen Charakter schon ganz gut rüber gebracht. Der Eldorado gilt als klassisches Gebiet, obwohl mittlerweile auch einige Bohrhakentouren hier Einzug erhalten haben. Schon vor Jahrzehnten wurde hier geklettert und viele der Routen haben ihren Abenteuer-Charakter bis heute nicht verloren.
Redgarden Wall - The Yellow Spur#
Wir haben uns mit vielen Locals unterhalten und dieser eine Name ist immer wieder gefallen. The Yellow Spur bietet schöne Abenteuer-Kletterei auf den wohl schönsten Turm im Canyon.
Material: 1 Satz Cams inkl. #3 (wir hatten Lila und Rot doppelt dabei), 1 Satz Keile, 60m Seil
Einstieg - Hier unsere Kurzfassung, nachdem wir einige Zeit gesucht hatten: Den West Redgarden Trail nach oben gehen bis die beiden Leitern (eine Holz, eine Metall) überschritten sind. Nach der zweiten Leiter kommt eine "Poo-Station", quasi die mobile Toilette, bei dieser schaut man schräg rechts nach oben auf den Einstieg. Kurz danach führt ein Pfad zum Wandfuß. An der Wand angelangen, liegt der Start der Yellow Spur ein Stückchen weiter rechts.
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SL1 | 25m | 5.7 | * | Es gibt 2 Start Varianten, wobei die schlecht absicherbare 5.9 (Links-Variante) schon ein harter Einstieg ist. Auch die 5.7 geht gleich mit kleinen Leisten los, bevor dann große Griffe im kräftigen Überhang warten. Danach eine Traverse nach rechts und man ist definitiv warm. Standplatz an einem Baumstamm. |
SL2 | 27m | 5.8 | *** | Kurz nach Links und dann in die "Right-Hanging-Corner". Hier ist die Hauptschwierigkeit und es geht an kleinen Leisten und Tritten nach oben. Kann aber gut mit Keilen abgesichert werden. Standplatz an einem Baum. |
SL3 | 27m | 5.8 | ** | Links am Baum vorbei und über Risse hoch auf einen Absatz. Von hier noch ein paar Meter nach rechts zu einem Felskopf. Standplatz mit Schlinge und Friends. |
SL4 | 45m | 5.8+ | **** | Unsere Lieblingslänge. Durch die Verschneidung nach oben bis unter das große Dach. Dieses spektakulär nach rechts und zum Standplatz direkt auf der Kante. Ein fixer Keil kann hier mit #2 verstärkt werden. |
SL5 | 55m | 5.9+ | *** | Die schwerste Seillänge der Tour deuten direkt die vielen Normalhaken an. An kleinen Griffen und Tritten geht es nach oben, bis zum ersten Bohrhaken. Ab hier entweder durch die Headwall weiter an Bohrhaken nach oben, oder unsere Variante nach links in eine kurze Traverse und dann hoch zur Kante. Wir haben die SL5 und SL6 zusammen gehängt und sind gleich weiter hoch über den ausgesetzten Grat zum Gipfel. Standplatz etwas hinterhalb der Kante in einem guten Riss (#1 und #3). |
Abstieg: Hier gibt es 3 Varianten, die wohl alle nicht ganz trivial sind. Wir haben uns für die "Vartigo Rappels"-Variante entschieden, die super funktioniert hat und auch gut in Mountain Project beschrieben ist:
- Das Seil noch kurz dran lassen und über den kurzen Grat in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln klettern. Hier kann das Seil aufgenommen und auf die Zustiegsschuhe gewechselt werden.
- Über ein paar Platten und etwas Blockgelände geht es den Gully nach unten in Richtung unterem Gipfel (Ruper). Noch vor diesem geht es weiter nach rechts bis vor an die Kante und dort wieder nach rechts und nach oben, bis ein weiterer Zacken in westlicher Richtung zu sehen ist. An diesem geht es vorbei und dahinter in eine Rinne, an deren Ende sich der Abseilstand auf der linken Seite befindet.
- Es geht ca. 30m nach unten auf einen Absatz. Seil wieder aufnehmen und nach rechts oben laufen, bis auf der linken Seite eine Gratkante zu sehen ist. Über diese hinweg sieht man den nächsten Abseilstand. Von diesem mit Halbseilen direkt auf den Boden oder über einen Zwischenstand.